Liebe Senegal-Freunde,
nach langer Zeit war ich endlich wieder einmal selbst vor Ort im Senegal, um mir einen Überblick über unsere Projekte zu verschaffen. Ihr werdet anhand dieses umfassenden Berichts selbst feststellen können: UNSERE UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE MENSCHEN IM SENEGAL IST UND BLEIBT NOTWENDIG!!!
Seit nunmehr 17 Jahren unterstützen wir die Menschen im Senegal auf unterschiedliche Art und Weise, vorrangig aber durch den Bau von Brunnen und Schulen. Die Bedürftigkeit der Menschen bleibt scheinbar endlos. Auch nach 17 Jahren habe ich das Gefühl, dass in vielen Regionen so gut wie keine Entwicklung stattfindet. Die meisten Menschen, gerade in der Savannenregion, sind immer noch weit davon entfernt direkten Zugang zu Trinkwasser zu haben, geschweige denn an Elektrizität zu gelangen. Es bleibt für die meisten Savannenbewohner bei der zum Teil zerschlissenen Kleidung, die sie am Körper tragen, ebenso dem Schlafen auf dünnen Matten auf dem Boden, dem Kochen auf Feuerstellen oder dem Verrichten der Notdurft im Sand. So unglaublich es klingen mag, unsere Brunnen, die keine Leitungen zu irgendwelchen Häusern haben, sorgen alleine durch die verkürzten Wege, um an Trinkwasser zu gelangen, so für eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität. Und neben dem täglichen Bedarf an Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen, eröffnet das Wasser unserer Brunnen weitere Möglichkeiten, wie die kleinbäuerliche Landwirtschaft oder die Herstellung von Lehmziegeln. Aber seht selbst…
Wasser unserer Brunnen für die tägliche Hygiene…
…und als Durstlöscher für die Kleinsten
Unsere 124 (!!!) Brunnen
Unsere Brunnenbauer leisten Schwerstarbeit
Esel, Rinder und Schafe stillen ihren Durst
Der Brunnen in Ngolna kurz vor seiner Fertigstellung gespendet von Familie Poerschke
Der Brunnen in Balabougou führt seit 15 Jahren Wasser
Wir wollen nicht zulassen, dass durch solche Aktionen Spendengelder durch andere Organisationen generiert werden, bei denen in Wahrheit aber gar kein echtes Projekt dahintersteht.
…unser erster Brunnen aus dem Jahr 2008 bei Diohine
Unsere Schulprojekte
Die Schule in Louly Mbaffaye
Die defekten Mauern…
…wurden durch eure Spenden bereits repariert.
Links das sanierungsbedürftige Gebäude…
Es hört sich nach einer langen Liste der notwendigen Arbeiten an, aber Aufwand und Kosten sind überschaubar.
Kosten
- Sämtliche Reparaturen an Gebäuden + Mauer
CFA 992.000 = € 1.514,81 - 3 Toilettentüren
CFA 120.000 = € 183,21
Wie bei jedem Besuch einer Schule fragen wir auch nach Wünschen, ohne natürlich zu versprechen, dass wir diese erfüllen können. Der Schuldirektor würde gerne eine Informatikklasse einrichten. Dieser Wunsch kommt immer wieder auch bei dem Besuch anderer Schulen zur Sprache. Vom Grundsatz befürworten wir diesen Wunsch und sehen natürlich, dass er einen positiven Bildungszweck verfolgt. Allerdings kennen wir auch die Problematik und die Kosten einer solchen Informatikklasse. Selbst, wenn man nur mit einer geringen Zahl an PCs anfangen würde, wir müssten in jedem Fall Solarpaneele zur Stromerzeugung installieren lassen und diese sind ungemein teuer im Senegal. Hinzu kommt das Risiko des Diebstahls, wovon schon ein anderer uns bekannter Verein betroffen war. Diesem Wunsch werden wir also erst einmal nicht nachkommen. Alle anderen notwendigen Arbeiten sind schon begonnen worden.
…wurden durch eure Spenden bereits repariert.
Die Schule in Garage Diahere
Ein Sturm hatte das Vordach über den Eingangsbereich des rechten Schulgebäudes zerstört. Dieses werden wir umgehend ersetzen lassen. Drei der vier Klassenräume sind immer noch nicht gefliest. Man merkt nun, dass sich der Betonfußboden durch das Bänke- und Tischerücken abnutzt. Um weiteren Verschleiß zu verhindern, wollen wir zeitnah versuchen, sowohl die Klassenräume als auch die Veranda (Eingangsbereich) zu fliesen. Das Gleiche gilt für die Toiletten, die zwar in den wichtigen Bereichen gefliest sind, aber aus sanitären und erhaltungswichtigen Gründen dennoch komplett gefliest werden sollten. Wir versuchen mit den noch vorhandenen Spenden so weit wie möglich die Projekte zu realisieren, merken aber, dass noch dringend Spenden benötigt werden für die diversen Baumaßnahmen an den Schulen in diesem Jahr.
Kosten für die Baumaßnahmen in dieser Schule:
- Drei Klassenräume fliesen
CFA 619.000 = € 945 je Klassenraum - Veranda fliesen
CFA 1.850.000 = € 2.816 - Toiletten fliesen
CFA 360.000 = € 550 - Dach ersetzen
CFA 320.000 = € 488 - Neubau von 4 Toiletten
CFA 1.600.000 = € 2.442
Glücklicherweise hat der Staat durch die steigende Schülerzahl in Garage Diahere für den Bau eines weiteren Schulgebäudes gesorgt. Derzeit fehlt aber noch ein weiterer Lehrer, so dass wie so oft leider Schüler zweier verschiedener Jahrgänge in einem Klassenraum unterrichtet werden müssen. Dieses bedeutet nicht selten eine Schülerzahl von über 50 Schülern, die ein Lehrer unterrichten muss.
…die Toieletten sollen noch gefliest werden
Die Schule in Nguelokh
Die Schule in Nguelokh – links das neue Gebäude
Die Schule in Dokh Diosmone
Auch in diesem für uns recht jungen Schulprojekt sind wir bei unserem Besuch auf Umstände gestoßen, die wir verbessern wollen. Unser großes errichtetes Gebäude ist in einem exzellenten Zustand. Das ältere Gebäude, welches sich an der rechten Seite anschließt, ist zu klein für die große Zahl an Schülern, die dort unterrichtet werden. Man erkennt gut auf den Fotos, dass es nicht so breit ist, wie das andere Schulgebäude. Wir haben schon vor Ort mit dem Direktor besprochen, dass wir das Gebäude verbeitern lassen werden. Die noch vorhandene Veranda wird zugemauert, die ursprüngliche Außenmauer durchbrochen. Somit erreichen wir, dass dieser Klassenraum so breit wird wie die übrigen Klassenräume. Auch in dieser Schule müssten dann noch vier Klassenräume gefliest werden. Weiterhin gibt es einige defekte Schulbänke, die sich aber leicht durch den Ersatz neuer Bretter reparieren lassen würden. Wir werden also das entsprechend benötigte Material besorgen, um die Bänke reparieren zu lassen.
Kosten für die Baumaßnahmen in Dokh Diosmone:
- Umbau des Klassenraums
CFA 812.000 = € 1.240 - Fliesen
CFA 636.000 = € 971 - Schattendach
CFA 311.200 = € 475 - Reparatur Schulbänke
CFA 185.000 = € 282
Die Schule in Dokh Diosmone
Der zu schmale Klassenraum für zu viele Schüler
Die Schule in Passy
Die Schule in Rôff
Auch die Gebäude sind in einem guten Zustand. Wie in der Schule von Louly Mbaffaye gibt es auch hier Abbrüche am unteren Mauerwerk, welche wir kurzfristig reparieren lassen, damit fortschreitende Defekte verhindert werden. Wie schon in den Jahren zuvor, werden wir alle Schüler mit Schulwesten ausstatte, Arbeitshefte kaufen und dafür sorgen, dass bis zum Ferienbeginn die Schulspeisung gesichert ist.
Die Schulkantine in Rôff
Lehrermangel – zwei Schüler verschiedener Klassen
Die Schule in Ngolna – ein besonderes Erlebnis!
Schüler in Ngolna 2022
…einer der neuen Klassenräume
Das neue Schulgebäude in Ngolna – EURE Spenden haben den Bau ermöglicht!
Die geleistete Hilfe in Ngolna reicht aber leider nicht aus!
Die heiße Savannengegend bei Ngolna
BITTE HELFT DEN KINDERN IN NGOLNA!
Kosten für den Bau der Schulkantine:
€ 4.000
Kosten für den Bau des Kindergartengebäudes:
€ 7.000
Ein Desaster! Zwischen den Mauern findet sich der tägliche Kindergarten statt.
LA POUPONNIERE – das Waisenhaus in Nianing
Nach einem Vorgespräch mit der Leiterin Schwester Marthe waren wir auch schon mittendrin im lebendigen LA POUPONNIERE. Zunächst hatten wir uns ein Bild vom Zustand des Gebäudes gemacht. Wir sahen schon einige Mängel an den Wänden, die durch Feuchtigkeit während der Regenzeit entstanden waren. In fast allen Räumen und Gängen blättert die Farbe von den Wänden ab. Besonders in den zwei größeren Spielräumen sind die Schäden offensichtlich und trüben die Atmosphäre, in der die Kinder spielen.
Eine ganze Fuhre Hygiene- und Milchprodukte für La Pouponniere dank eurer Spenden! Links Schwester Louise, davor Schwester Annick, hinten Antoine, Jean-Paul, Torsten
Wir wussten schon aus früheren Gesprächen mit den Nonnen, dass sie sich eine eigene Stromversorgung durch Solarpaneele wünschen. Strom ist unverhältnismäßig teuer im Senegal. Die zweimonatliche Stromrechnung beträgt derzeit CFA 417.700 CFA = € 636 (!!!). Wir können den Wunsch der Nonnen nach Autarkie zwar verstehen, aber die uns bekannten Kosten von ca. € 25.000 für solch eine Stromversorgung sprengt den Spendenrahmen, in dem wir uns bewegen. Ein weiterer Wunsch sind mehr Räumlichkeiten. Wirkt das Gebäude auf den ersten Blickrecht groß, so mussten wir doch feststellen, dass die Möglichkeiten im Inneren recht begrenzt sind. Zwei größere Schlafsäle, die durch die vielen kleinen Betten voll sind, die zwei größeren Spielräume, Küchen, Büro, Schlafzimmer der Nonnen und Pflegekräfte, Badezimmer und Krankenzimmer… die Räume stoßen an ihre Grenzen für die doch große Anzahl an Menschen, die hier in LA POUPONNIERE leben. Es gibt bereits Pläne für ein großes neues Waisenhaus. Die benötigte Summe liegt bei € 140.000 und kommt somit für unseren Verein als Bauprojekt nicht in Frage. Wobei wir auch die Notwendigkeit dieser Größenordnung in Frage stellen.
Da wir aber im Rahmen unserer Möglichkeiten LA POUPONNIERE sofort unterstützen wollen, sehen unsere konkreten Hilfsmaßnahmen wie folgt aus:
(1) Bis auf Weiteres Bezahlung der Stromrechnungen, bis es eine Lösung für die Installation einer Solaranlage zur Stromerzeugung gibt, egal ob durch uns oder einen anderen Verein
Kosten derzeit monatlich ca. € 320
(2) Neuer Anstrich für die zwei Spielräume
Kosten CFA 143.500 = € 220
(3) Bei akutem Mangel, Versorgung mit Windeln, Milchpulver und Hygieneprodukten
Nach dem Austausch mit den Nonnen über notwendige Hilfen kamen für Jean-Paul, Eugène, Antoine und mich die unglaublich schönen und unvergesslichen Momente mit den Kindern. Jedes der Kinder genoss die Nähe mit einem von uns und wir alle genossen das Strahlen und die Freude der Kinder. Wir spielten, lachten und aßen mit den Kindern. Tränen gab es zum Abschied bei den Kindern, als sie in ihre Schlafsäle mussten und glasige Augen bei uns Männern, die eine so beseelte Zeit erleben durften.
Unsere beiden Schützlinge Thérèse & Moustafa
Moustafa
Thérèse
Der Raum für die Physiotherapie
Ein Teil des großen Innenhofs
Was für eine tolle Gemeinschaft! Vorne Mori im blauen T-Shirt, rechts von Mori stehen Thérèse und ihre Mutter Martine
Allgemeines
Tourismus
Müll
Preissituation
Auch die Preisentwicklung im Senegal leidet unter der weltweit vorherrschenden Inflation. Lebensmittel, Baumaterialien und Rohstoffe sind teurer denn je, was wir auch bei unseren Projekten zu spüren bekommen. Zur Erinnerung: Das monatliche Durchschnittseinkommen im Senegal beträgt € 100! Nachstehend ein paar aktuelle Preisbeispiele, damit ihr ein Bild davon bekommt, wie unglaublich teuer das Leben für die Einheimischen ist:
1 Liter Diesel CFA 770 = € 1,18
1 Liter Benzin CFA 990 = € 1,51
50 kg Reis CFA 16.000 = € 24,43
10 kg Hundefutter CFA 15.000 = € 22,90
Die meisten Menschen im Senegal haben keinen direkten Stromanschluss. Wer einen solchen besitzt muss leider mit hohen Kosten rechnen. Ein gutes Beispiel ist da Jean-Pauls Familie. Als Sechspersonenhaushalt mit gerade mal einem Kühlschrank und den Ladegeräten für Handys und einem Notebook muss die Familie monatlich € 35 an Strom bezahlen! Bei diesen Preisen gepaart mit den geringen Einkommen ist es kein Wunder, dass ein gewisser Wohlstand, nach Vorstellung unseres europäischen Wohlstands, für die meisten Senegalesen nicht möglich ist.
Einfluss Europas
Der europäische Einfluss mit seinen diversen negativen wirtschaftlichen Entwicklungen und der damit verbundenen Korruption im Senegal macht natürlich nur einen Teil der schwerfälligen Entwicklung im Senegal aus. Ein weiterer Aspekt ist der Einfluss Chinas, welches ebenfalls eigene Interessen durchsetzt, z.B. durch den Kauf von Fischereirechten, die in manchen Jahren zu katastrophalen Rückgängen des Fischvorkommens vor der Küste des Senegals führten, mit der Folge, dass senegalesische Fischer keinen Fang mehr nach Hause brachten.
Jean-Paul und Eugène hoffen, dass die Probleme gelöst werden und der Senegal nicht politisch instabil wird. Fazit von Jean-Paul am Ende unseres Gesprächs: „Wir könnten viel mehr aus eigener Kraft schaffen!“
Senegalesische Zwiebeln zuerst!
Senegalesische Mentalität
Spendensituation 2022 und 2023
Es zeichnet sich dieses Jahr bislang ein eher zurückhaltendes Spendenverhalten ab. Wir kennen das schon aus den Vorjahren, dass die meisten Spender in der Adventszeit ihre Großzügigkeit unter Beweis stellen. Wir haben noch sehr viel vor dieses Jahr und hoffen, dass wir wieder ein ähnlich hohes Spendenniveau erreichen werden.
Ein kleiner Hinweis für euch bezüglich der Spendenquittungen: Bei Spenden und Mitgliedsbeiträgen bis zu 300 Euroje Zahlung ist keine formale Zuwendungsbescheinigung erforderlich. Für die Steuerjahre bis 2020 galt der vereinfachte Zuwendungsnachweis nur bis 200 Euro (§ 50 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 EStDV). Es reicht somit die Einreichung des Kontosauszugs.
Ein Dankeschön an die Sparkasse Harburg-Buxtehude für die gespendeten Trikots und an Familie Gollenstede, die während ihres Aufenthalts im Senegal noch weitere Sachspenden für Schulen mitbrachten.
Zum guten Schluss....
Nicolas & Jean Paul
Gedenken an Dembas Grab
Ich will noch einmal unterstreichen, dass all unsere Projekte nur durch ein großartiges Netzwerk von Spendern, Helfern in Deutschland und vor allem Im Senegal realisiert werden können. Wir sind ein kleiner Verein, aber wir haben mit Beendigung dieses Briefes 125 Brunnen im Senegal gebaut! Es gibt nicht viele Vereine wie den unseren, denn wir bemerken bei unseren vielen Fahrten kaum solch gut gebaute Brunnen oder Hinweise auf Aktionen anderer Vereine. Wirklich jeder Spender kann somit stolz auf das bereits Erreichte für die armen Menschen im Senegal sein. Es ist nach 17 Jahren immer noch keine Selbstverständlichkeit für mich, dass unserem Verein ein so großes Vertrauen in unsere Projekte beschert wird. Aber selbstverständlich ist für mich, mit euch weiter dafür zu sorgen, dass vielen Menschen im Senegal der Zugang zu Trinkwasser ermöglicht wird, dass Schulkinder in einer angenehmen Atmosphäre unterrichtet werden können, armen Menschen medizinisch geholfen werden kann, wir Moustapha durch Paddington Bär zum Lachen bringen und die Waisenkinder in LA POUPONNIERE so viel Glücksmomente wie nur eben möglich durch uns erfahren…
Torsten