Liebe Senegal-Freunde,

wir beginnen diesen Infobrief leider mit einer traurigen Nachricht. Unser langjähriger Projektbegleiter und Freund Werner Dienst ist im April im Alter von 84 Jahren verstorben.

Der Senegal hatte einen besonderen Stellenwert in Werners Leben. Über 40 Jahre bereiste er den Senegal mehrmals im Jahr. Werner unterschied sich maßgeblich von vielen anderen Helfern im Senegal. Es fiel Werner leicht auf die Menschen zuzugehen. Er erkannte schnell die Not der Menschen und begegnete ihnen immer auf Augenhöhe. Er liebte den Senegal und seine Bewohner. Seine Offenheit und seine liebevolle Art wurden stets mit Freundlichkeit und Herzlichkeit erwidert. Werner pflegte langjährige Freundschaften im Senegal, sowohl zu unserem im Jahr 2020 verstorbenen Mitarbeiter Demba Diouf, als auch zu unserem Mitarbeiter Jean-Paul Sarr. Werner war besonders um den Ort Nianing herum mit seinem Spitznamen „Laube“ nahezu allen Bewohnern bekannt. Durch Werners Tod entsteht eine nicht zu füllende Lücke, sowohl für seine Familie, als auch für viele Menschen im Senegal. Mit Werner ist nun ein ganz Großer in der Entwicklungshilfe des Senegals für immer gegangen, aber die Erinnerung an Werner wird lebendig bleiben, dafür werden wir sorgen.
Hätte ich Werner im Jahre 2005 nicht kennengelernt, wäre unser Verein im darauffolgenden Jahr nicht ins Leben gerufen worden. Für mich persönlich war Werner mehr als ein Freund. Er war mein Mentor, mein väterlicher Freund und einer der Menschen in meinem Leben, denen ich den größten Respekt zolle. Für mich war Werner Inspiration und Motivation zugleich, den Menschen im Senegal zu helfen. Vor seinem Lebenswerk im Senegal und vor Werner als besonders hilfsbereiten Menschen verneige ich mich voller Demut.

In Werners Sinne wurde zu seiner Beerdigung ein Spendenaufruf zu Gunsten unseres Vereins gestartet. Über Wochen kamen so unglaublich viele Spenden zusammen, dass uns die Summe erlaubt, vier weitere Brunnen im Senegal zu bauen. Werner wäre begeistert gewesen.

Werner Dienst 1938 - 2022

Werner Dienst
1938 – 2022

Unsere Brunnen

Unverändert erfreuen sich unsere Brunnen größter Beliebtheit. Seit unserem letzten Infobrief im Dezember 2021, konnten bislang NEUN weitere Brunnen fertig gebaut werden. Somit sind wir mittlerweile bei der stolzen Zahl von 115 (!!!) Brunnen angelangt. Einzelne Brunnen wurden von der Familie Nuhaj, Familie Sigle, der Firma Lenuweit, der Firma Ball & Böhm, Dr. Fella, Dietmar Fehring und einer Freundesgemeinschaft aus Wittenburg, Hamburg und Mülheim an der Ruhr gespendet. Ebenso diente ein Brunnen als Hochzeitsgeschenk für Anna & Gianni Giuliani in Italien.
Jedoch ist jede Spende und sei der Betrag noch so klein unglaublich wichtig, um unsere Brunnenbauprojekte dauerhaft realisieren zu können. Neben dem Effekt, dass das Wasser unserer Brunnen auf vielfältige Weise genutzt wird, wie z.B. als Trinkwasser für Menschen und Tiere, zum Kochen, zum Waschen, zur Herstellung von Lehmziegeln, behalten zudem auch unsere drei permanent beschäftigen Brunnenbauer ihre Existenzgrundlage. Was unsere Brunnen bewirken, mag man sich zunächst gar nicht vorstellen können. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Dank eurer großartigen Spendenbereitschaft dieses Herzensprojekt intensiv voranbringen können.
An dieser Stelle möchte ich schon vorab ein riesiges Dankeschön an alle Spender aussprechen, die so vielen Menschen in der senegalesischen Savanne den Zugang zu Trinkwasser ermöglichen. Der Zugang zu Trinkwasser ist ein Menschenrecht. Mit eurer fortwährenden Unterstützung werden wir noch mehr Menschen im Senegal zu eben diesem Recht verhelfen!

Unsere Schulprojekte

Durch den ständigen Kontakt unseres Mitarbeiters Jean-Paul zu den Schulen in Rôff, Garage Diahere, Passy, Louly Mbafaye und Dokh Diosmone sind wir permanent im Bilde, welche Unterstützung von Nöten ist.

Die Schule in Rôff

Drei der Klassenräume wurden dieses Jahr nachträglich gefliest. Somit haben alle Klassenräume in Rôff nun geflieste Böden, was einer schnellen Abnutzung vorbeugt. In der Vergangenheit mussten die betonierten Böden permanent ausgebessert werden, da der Beton Risse durch das tägliche Stühle- und TIscherücken bekam. Durch die Fliesen haben die Böden eine hohe Qualität und sind sehr strapazierfähig. Die Schulgebäude sind ansonsten noch in einem guten Zustand, somit sind derzeit weder Reparaturen noch ein Anstrich nötig. Als Zeichen der Dankbarkeit hat die Schule offizielle Dankesschreiben für unser Engagement an Jean-Paul überreicht. Dieser Dank gilt selbstverständlich euch allen!

Unser neuestes Schulbauprojekt: Die Schule in Nguelokh

Die Schulsanierung und der Neubau der Schule in Dokh Diosmone fand noch im Jahr 2021 seinen Abschluss. Die fast unwürdigen Bedingungen unter denen zuvor unterrichtet wurde, fanden damit ein Ende. Und kaum hatten wir dieses Projekt abgeschlossen, kam die Bitte aus dem Dorf Nguelokh die Schule dort zu sanieren. Der Zustand der Schule glich dem der Schule in Dokh Diosmone. Es waren fast identische Bilder, die sich uns boten. Es werden zu viele Schülerinnen und Schüler in zu wenigen Räumen unterrichtet, sofern diese überhaupt vorhanden sind. Auch im Falle der Schule in Nguelokh gab es das typische Bild, dass die vorhandenen Gebäude nicht ausreichten. Um der Situation entgegenzuwirken, hatten die Dorfbewohner am Ende eines Gebäudes ein Provisorium als Klassenraum aus Lehmziegeln und Stroh errichtet.
Dieses Provisorium schützte allerdings kaum vor Witterungseinflüssen und ebenso bildeten sämtliche sich im Sandboden befindliche Tiere, im schlimmsten Falle Schlangen oder Skorpione, eine Gefahr. Durch die großzügigen Spenden im Dezember konnten wir der Schule eine Zusage geben, diese zu sanieren und auszubauen. Die Gesamtkosten für dieses Bauprojekt betrugen 6.840.200 CFA (10.443€). Es ist eine Freude zu sehen, dass nun der Schulunterricht unter angemessenen Bedingungen und in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden kann.
Nach Fertigstellung der Räumlichkeiten kam der Schuldirektor noch einmal auf Jean-Paul zu und fragte, ob es unserem Verein möglich sei, nachträglich noch Toiletten zu bauen. Die 168 Schülerinnen und Schüler und die vier Lehrer teilten sich bislang zwei sehr beengte Toilettenräume. Der Bitte um den Bau neuer Toiletten mussten wir einfach nachkommen. Nun haben Schüler und Lehrer sechs Toilettenräume zur Verfügung.

Die Krankenstation in Rôff

Längere Zeit war es still um die CASE DE SANTÉ in Rôff. Bei einem Besuch Jean-Pauls Ende Mai in der Krankenstation stellte er fest, dass die Mitarbeiter mit Unterstützung einiger Dorfbewohner versucht hatten, ein zusätzliches Gebäude zu errichten. Und wie so oft, geht den Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt das Geld für die Baumaterialien aus, so dass der Bau nicht vollendet werden kann. Hinzukommend bleibt die Scham. „Ihr habt mit eurem Verein schon so viel geholfen, wir können nicht nach mehr fragen.“ Dieser Satz begegnet uns immer wieder, auch bei den Schulen. Das Ergebnis sind dann leider oft Bauruinen oder verfallende Gebäude. Jean-Paul versucht dieser Situation so gut es geht durch Besuche entgegenzuwirken. Im Falle der Krankenstation ist es zum Glück nur ein nicht vollendetes Gebäude. Wir stimmten der Fertigstellung des Gebäudes zu, da wir dieses Vorhaben noch von den vorhandenen Spenden realisieren können.
Im Gespräch mit dem Sanitäter wurden dann aber doch noch weitere Wünsche geäußert, darunter hilfreiche Dinge wie Scheren und Medikamente, die wir ebenfalls zusagen konnten. Weiterhin würde ein Computer benötigt werden (Kosten ca. CFA 250.000 = ca. € 380). Den Wunsch nach einem Ambulanzfahrzeug werden wir leider nicht erfüllen können. Nach Fertigstellung des sich im Bau befindlichen Gebäudes werden wir die gesamte Krankenstation von außen neu streichen lassen, was nach einigen Jahren nun wirklich notwendig geworden ist. Ein neues Eingangsschild ist ebenfalls in Arbeit, welches dann wieder den Namen von Dr. Fella zieren wird, der den größten Teil des Um- und Ausbaus der damals vollständig maroden Krankenstation gespendet hatte.

LA POUPONNIERE – Das Waisenhaus in Nianing

LA POUPONNIERE wurde 2014 von katholischen Nonnen gegründet. Weder erhält das Waisenhaus dauerhafte Unterstützung durch den Staat, noch von der katholischen Kirche. Unregelmäßig spenden einzelne Privatpersonen oder Vereine eine Kleinigkeit, wie Windeln, von denen täglich ca. 150 Stück benötigt werden. In dem Waisenhaus leben derzeit 32 Kleinkinder im Alter vom ersten bis zum 18. Lebensmonat. Ab dem 18. Monat müssen die Kinder von Angehörigen aufgenommen werden. In Ausnahmefällen, je nach Familiensituation, dürfen die Kinder bis zu ihrem zweiten Lebensjahr in dem Waisenhaus bleiben. Es gibt während der Zeit im Waisenhaus keine Ersatzmütter oder Ersatzväter wie es etwa bei dem bekannten Hilfsprojekt der SOS-Kinderdörfer der Fall ist.
Nach der Zeit im Waisenhaus sind die Kleinkinder darauf angewiesen, von Tanten oder Onkel aufgenommen zu werden, was durch die noch einigermaßen intakten Familienstrukturen im Senegal dann aber auch gelingt. Und wie überall, fehlt es auch in LA POUPONNIERE an dem Nötigsten. Es gibt kein fließendes Wasser, geschweige denn warmes Wasser und auch keine Elektrik. Aus europäischer Sicht sind es nahezu mittelalterliche Verhältnisse.
Wir haben nun drei verschiedene Kostenvoranschläge erstellen lassen, einen für eine Wasserpumpe, einen weiteren für die Warmwasseraufbereitung und einen dritten für die Elektrik. Da alle drei Baumaßnahmen zusammen rund € 25.000 kosten würden, müssen wir uns derzeit kleinere Ziele stecken, um den Kindern helfen zu können. Wir werden zunächst mit der Wasserpumpe und mit der Warmwasseraufbereitung beginnen. Diese beiden Positionen kosten rund € 5.500 (1x 1.700.000 CFA für die Pumpe, 2x 950.000 CFA für zwei 300 Liter Tanks für die Warmwasseraufbereitung durch Solarenergie). Es ist uns eine Herzensangelegenheit, diesen Kindern, die eh schon einen schweren Start in ihr junges Leben haben, unbedingt helfen zu wollen. Wir hoffen durch eure Spenden zunächst die Wasserversorgung als ersten Schritt realisieren zu können und je nach Spendeneingang, zu einem späteren Zeitpunkt dann auch die Elektroinstallation finanzieren zu können. Bitte helft mit! Die Kinder werden es euch danken.

Medizinische Hilfen

Auch wenn sich unser Verein in erster Linie auf Bauprojekte fokussiert, so wollen wir trotzdem an der medizinischen Unterstützung einzelner Menschen in Not festhalten. Ohne Zweifel erinnert ihr euch an Thérèse, Mustafa, Maimouna und einigen anderen, denen wir durch eure Spenden helfen konnten. Jean-Paul tritt besonders in diesem Bereich in Werners Fußstapfen, der immer ein besonderes Auge und Gespür für kranke Menschen hatte, die auf Hilfe angewiesen sind. In den letzten sechs Monaten konnten wir drei Menschen helfen, die ohne Hilfe Dritter sich nicht hätten medizinisch untersuchen lassen können bzw. die die Kosten einer Behandlung nicht selbst hätten aufbringen können. Mit für europäische Verhältnisse geringem finanziellen Einsatz, konnten wir im letzten halben Jahr diesen drei Menschen glücklicherweise helfen:

Anna Tenning Sarr

Anna litt am Grauen Star. Die Sehschwäche ihres linken Auges nahm rapide zu. Anna wandte sich an Jean-Paul, ob unser Verein ihr helfen könne. Die Operation kostete CFA 80.000, umgerechnet rund € 125, die Anna und ihre Familie nicht aufbringen konnten. Erscheinen uns € 125 als wenig, so muss man bedenken, dass das durchschnittliche Monatseinkommen im Senegal bei ca. € 130 liegt. Anna konnte geholfen werden, die Trübung ihrer Linse wurde erfolgreich beseitigt.

Lionelle Ndiaye

Lionelle, 37 Jahre alt, erhielt die Diagnose Brustkrebs. Die Familie sammelte sämtliches Geld zusammen, damit Lionelle eine Chemotherapie machen konnte. Ihre finanziellen Mittel reichten aber nicht aus, um die gesamte Therapie zu bezahlen und die Therapie bis zum Ende durchführen zu können. Der Abbruch der Therapie hätte mit Sicherheit die vollständige Eindämmung der Krebszellen gefährdet. Um dieses zu verhindern, sagten wir prompt unsere Unterstützung zu. Die Kosten für die abschließende Chemotherapie lagen bei CFA 150.000 (€ 230!). Lionelle geht es für den Moment gut und sie ist froh, dass sie das Maximale gegen den Brustkrebs getan hat. Auch diese Hilfe wurde nur durch eure Spenden ermöglicht.

Rela Gniang

Quälende Bauchschmerzen hatte Rela, als ihre Mutter sich an Jean-Paul wandte und um Hilfe bat. Rela weinte permanent vor Schmerzen und kam kaum in den Schlaf. Die extrem arme Familie konnte keinen Arztbesuch bezahlen. Mit einfachsten Mitteln, wie Wärme, versuchte die Familie der kleinen Rela vergeblich zu helfen. Jean-Paul begleitete die Mutter und Rela zum Arzt. Rela litt unter extremer Flatulenz, einem Anstauen von Gasen im Magen und Darm. Durch Spritzen und Medikamente konnte Rela schnell geholfen werden. Sie ist seitdem wieder wohlauf. Der medizinische Aufwand kostete CFA 30.000, gerade einmal € 45.

Relas Familie, Lionelle und Anna haben Jean-Paul, unserem Verein, also somit euch ihren herzlichsten Dank für die geleistete Hilfe übermittelt. Mit gerade einmal € 400 konnten wir drei Menschen helfen wieder zu genesen. Wir werden an der wichtigen medizinischen Hilfe für Menschen, die sich keinen Arztbesuch leisten können, unbedingt festhalten.

Allgemeines

Tourismus

In früheren Infobriefen hatten wir mehrfach über die ausbleibenden Touristen in der Region um Nianing berichtet. Eine Ursache war die Schließung zweier großer Clubanlagen gewesen. Immer wieder wurde über die Wiedereröffnung des ehemaligen Club Aldiana diskutiert, Entscheidungen aber am Ende verworfen. Anfang dieses Jahres wurde nun glücklicherweise 8 km südlich von Nianing in Pointe Sarène die große 5* Clubanlage HOTEL RIU BAOBAB eröffnet. Egal wie man solchen Clubanlagen gegenüber eingestellt ist, sie bedeuten in erster Linie Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung. Positiver Nebeneffekt dieser Hoteleröffnung: Die Strände an Nianings Küste sind deutlich sauberer. Anscheinend bemüht man sich, dass sich die nun (wieder-)kommenden Touristen so wohl wie möglich fühlen.

Inflation

Sehr ähnlich wie in Europa, so greift auch die Inflation im Senegal um sich. Lag die Inflationsrate im Juli 2021 noch bei 2,9%, so war sie im Juni dieses Jahres bei 8,9%! (Quelle: Trading Economics) Da die meisten Senegalesen kleine Einkommen haben, trifft es derzeit genau diese Menschen sehr hart mit den gestiegenen Preisen, speziell für Nahrungsmittel, klarzukommen. Auch hier können wir stolz auf unsere Brunnen sein, die einen Beitrag dazu leisten, dass sich einige Menschen zum Teil selbstversorgen können und somit unabhängiger von Lebensmittelpreisen sind.

Corona

Gemäß der Internetseite des Auswärtigen Amts (Stand 15.07.2022) gelten für vollständig geimpfte Personen keine Einreisebeschränkungen in den Senegal. Im Senegal selbst besteht im gesamten öffentlichen Bereich, in Privatfahrzeugen mit mehr als zwei Insassen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften immer noch eine Maskenpflicht. Die Nichteinhaltung wird konsequent bestraft. Die Zahlen der infizierten ist auf einem niedrigen Stand. Vom 09. bis 16. Juli gab es gerade einmal 37 an Corona erkrankte Menschen (Quelle: Internetseite der WHO), wobei die Anzahl an durchgeführten Tests nicht mit europäischen Maßstäben vergleichbar ist. Die Dunkelziffer bleibt wie schon während der Coronawellen in den letzten Jahren sehr hoch.

Ernährungskrise / Ukrainekrise

Wie durch die Berichterstattung in den Medien über den Ukrainekrieg bekannt, führt der aus der Ukraine nicht zu exportierende Weizen zu ersten Hungersnöten in Afrika. Auch der Senegal ist hiervon betroffen. In den letzten Jahrzehnten hatten durch billig importierten Weizen vor allem aus der Ukraine, Russland und aus der EU (subventioniert) viele Senegalesen ihre Ernährung umgestellt. Anstelle eines sonst üblichen Hirsebreis, hielt mittlerweile das Baguette Einzug am Frühstückstisch.

Traditionelle Getreidesorten wie Sorghum und Fonio, auch als Hungerhirse bekannt, gerieten fast in Vergessenheit, da einheimische Landwirte nicht gegen den Billigimportweizen bestehen konnten. Nun aber, durch die explodierenden Weizenpreise auf dem Weltmarkt, der auch einen Streik in der größten senegalesischen Getreidemühle in Dakar zur Folge hatte, besinnen sich Politiker und Landwirte auf den Anbau altbewährter Getreidesorten. Einen ausführlichen Bericht über die aktuelle Ernährungskrise im Senegal findet ihr in einem Artikel bei Spiegel Online vom 03.07.2022. Vor diesem Hintergrund wirken unsere Brunnen durch diese katastrophale Nahrungsmittelsituation einmal wichtiger denn je.

Spenden

Wir sind überglücklich, dass wir im letzten Jahr mit € 31.521,89 eines unserer besten Spendenjahre verzeichnen konnten. Bis Mitte November war der Spendeneingang eher gering.

Aber im Dezember kamen mehr als 50 % unserer gesamten Spenden des Jahres 2021 zusammen. Die größte Einzelspende kam von der Knittel & Partner mbB, gefolgt von der CT Logistics GmbH. Aber auch Privatpersonen hatten größere Summen gespendet, die den Bau unserer Brunnen ermöglichten. Dennoch bleibe ich dabei: Jeder einzelne Euro ist wichtig und zählt. Jeder Euro hilft ein Schulheft zu kaufen, medizinische Hilfe zu leisten oder einen Brunnen zu vollenden!

Auch in diesem ersten Halbjahr 2022 bemerken wir, dass trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der hohen Inflation in Europa, trotz der immer noch schwelenden Coronapandemie und dem aktuellen Krieg in der Ukraine, ihr, die Mitglieder und Spender, die Menschen im Senegal und deren schwere Lebenssituation nicht vergessen habt. Wir bekommen fortwährend Anfragen von interessierten Menschen an unseren Projekten und in der Folge Spenden, um mehr Brunnen bauen zu können. Und wir werden weiter bauen, solange es uns möglich ist. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, um die fürchterlichen Hungersnöte, wie sie gerade in Afrika vorherrschen, zumindest punktuell im Senegal vorbeugend zu verhindern. Für viele Menschen in der senegalesischen Savanne bedeuten unsere Brunnen ihre Lebensgrundlage. Es ist kaum zu beschreiben, wie wertvoll unsere Brunnen sind. Wir Europäer gehen vielleicht 10 m, um den nächsten Wasserhahn aufzudrehen, um an Trinkwasser zu gelangen. In der senegalesischen Savanne ist es ein Glück, wenn keine längeren Strecken zu Brunnen zurückgelegt werden müssen. In den Regionen, wo Brunnen fehlen, sind es nicht selten mehrere hundert Meter und ein beschwerlicher Fußmarsch mit schweren Kanistern oder Schüsseln, um das Trinkwasser nach Hause zu tragen.

Unsere Sorgen und Nöte in Europa sind mit denen in den ärmsten Ländern Afrikas kaum vergleichbar. Aber eines eint uns: Wir alle wollen weder Hunger noch Durst erfahren!

Wir gratulieren!

Wir haben diesen Infobrief traurig begonnen und wollen ihn positiv enden lassen. Unser langjähriger Freund und Mitarbeiter, die Stütze unseres Vereins im Senegal, Jean-Paul hatte im Juni seine langjährige Lebenspartnerin Maguette geheiratet. Von ganzem Herzen wünschen wir Maguette und Jean-Paul alles erdenklich Gute und alles Glück dieser Erde für ihre Ehe.

Zum Schluss ...

Dank eurer langjährigen Treue und eurem Vertrauen in unsere Hilfsprojekte kann nun das 17. Jahr unserer Vereinsgeschichte beginnen. Wer hätte es vor Jahren je gedacht, dass wir es schaffen würden, 115 Brunnen zu bauen, sieben Schulen zu sanieren und eine Krankenstation umzubauen. Wer hätte gedacht, dass wir Menschen wie Thérèse, Mustafa, Maimouna, Anna, Lionelle, Rela und vielen anderen mehr durch eure Spenden so medizinisch helfen konnten, dass sich ihr Gesundheitszustand und ihre Lebenssituation erheblich verbesserte. Wir freuen uns mit euch, mit Jean-Paul und in Gedenken auch an Demba und Werner, die unsere Vereinsarbeit maßgeblich geprägt hatten, mit diesem wundervollen Netzwerk aus Menschen und ihrem Engagement für die hilfsbedürftigen Menschen im Senegal weiterzumachen. Wir alle gemeinsam werden mehr Brunnen bauen lassen und wir alle gemeinsam werden die Augen der 32 Waisenkinder von LA POUPONNIERE zum Strahlen bringen!

Herzliche Grüße,
Torsten